Freitag, 13. Dezember 2013

Αnmahnung zum Fasten vom Hl. Johannes Klimakos


1.  Allgemeine Lobpreisung der Fasten 
Das Fasten ist die Erleuchtung der erblindeten Herzen, ein Licht der Seele, die Wache des Geistes,die Tür zur Demut, die Quelle der zerknirschten Seufzer, der Tod der Geschwätzigkeit, der Anlass zur geistlichen Sammlung, die fröhliche Trauer des bußfertigen Herzens, der Wächter des Gehor-sams, die Ursache beseligender Ruhe, das Heil des Körpers, das Mittel zur Vergebung von Sünden und das Tor zur Seligkeit des Paradieses. 
2.  Von der physischen Natur des Fastens 
Wenn unsere Seele nach verschiedenen Spei-sen verlangt, so finden wir das als etwas der Natur entsprechendes. Doch ist umsichtige Wachsamkeit vonnöten, damit wir nicht indie Fallstricke unserer schlauen Feindin, der Essbegierde, geraten. Lasst uns auf jene Speisen verzich-ten, die fett machen und dieim Körper die Hitzigkeit anfachen. Nach unserer 
Beobachtung sind es vor allem Fleischspeisen, die im Körper die Flamme der Geilheit nähren. Halten wir Maß! Mit überfüllten Eingeweiden lässt sich nicht enthaltsam leben. Lasst uns auf Naschwerk verzichten, das süß und wohl-schmeckend ist, aber nur dem Gaumenreiz dient. Dann werden wir frei von den Geiseln des Leibes. 
3.  Von der rechten psychischen Einstellung zum Fasten 
Wenn du zu Tische sitzt, so vergiss inmitten der Speisen nicht das An-denken des Todes. Wenn du an das Gericht Gottes denkst, wirst du nicht ge-neigt sein, im Übermaß deinen Teller anzuhäufen. Wenn du zum Becher greifst, erinnere dich des Essigs und des Gallentranks, den man unserem Herrn gereicht hat, dann wirst du nicht geneigt sein, dich zu betrinken. Du wirst gen Himmel seufzen und bescheidener werden. Ein Sklave  seines Bauches ist der Mensch, der die Feiertage nur im Hinblick auf die Köstlichkeiten des Tisches erwartet und nicht an die Gnadenschätze des Himmelsdenkt, die ihn erwar-ten. 
4.  Warnung vor der Sklaverei durch die Leidenschaft 
Beherrsche deinen Bauch, bevor er dich beherrscht, damit du nicht eines Tages plötzlich in Schanden gezwungen bist, zu einer mäßigeren Lebensart zurückzukehren! Die Menschen, die der Gefräßigkeit und der Trunksucht verfal-len sind, träumen nur von ihren Gelüsten. Wer aber  in der wahren geistlichen Bußtrauer lebt, weiß, dass ihn das furchtgebietende Gericht Gottes erwartet. 
5.  Vom Kampf mit der Unreinheit 
Der Geist des Fasters ist nüchtern und klar. Der Geist des Unmäßigen aber ist voll unreiner Vorstellungen. Die Völlerei  bewirkt die Verführbarkeit des Blickes, sie ist eine Quelle der Geilheit. Die  Betrübnisse des Bauches aber bahnen den Weg zur Keuschheit. 
6.  Durch guten Willen allein besiegt man nicht das Fleisch 
Wer sein Fleisch durch Besinnung auf seine Tugenden mit gutem Willen allein bekämpfen und überwinden will, kämpft vergeblich. Wenn Gott nicht selbst das Haus fleischlicher Gelüste zerstört und  dafür das Haus des Geistes errichtet, so kannst du fasten und wachen und allesist umsonst. Stelle dem HERRN die Schwachheit deiner Natur vor Augen! Erkenne dabei deine eigene Ohnmacht und du wirst die Gnade der Keuschheit empfangen und erfahren, wie du dich erhebst über die Fesseln deiner Körperlichkeit. 
7.  Das Fasten als Gnadenquelle 
Übersättigung trocknet alle Gnadenquellen aus, durch Fasten aber flie-ßen die Tränen der Reue und durch Reue findest du zur Buße und Vergebung. 
8.  Günstige Begleiterscheinungen des Fastens 
Wird der Bauch durch Fasten beherrscht, demütigt sich auch unser stol-zes Herz, denn der Geist der Hoffart wird bei Tisch ernährt. Bezähmst du deine unersättliche Begierde nach den Tafelfreuden, so wirst du auch deine Zunge beherrschen, denn von der Menge der Speisen gewinnt sie ihre Kraft. 
9.  Anfragen an das Laster und Beantwortung der Fragen 
Die Gefräßigkeit ist Herrin über alle Übel. Frage diese Herrin und sie wird dir Auskunft geben, Auskunft über Adams Fall,  Auskunft über Noahs Schande, Auskunft über Sodoma und Gomorrhas Verderben, Auskunft über die Vertilgung der Söhne Elis, Auskunft über den Untergang der Israeliten! 
Fragt doch diese Herrin: 
Woher bekamst du die Erlaubnis, über uns zu herrschen? 
Was bezweckst du und wie lange währt deine Herrschaft? 
Wird sie antworten? Sie wird schon antworten, weil sie der Beschimp-fung durch diese Anfragen überdrüssig wird: 
Was schmäht ihr mich? Ihr seid mir unterworfen! Wie wollt ihr euch von mir trennen, wo uns doch die Natur miteinander verbunden hat! Das Tor, durch das ich einzog, ist die Verlockung der Völlerei. Die Ursache meiner Herrschaft ist die Fühllosigkeit des Geistes, euer gewohnheitsstarres Wesen und die Vergessenheit eurer Vergänglichkeit. 
Kennt ihr meine Kinder? Ihre Namen wollt ihr wissen? So hört! 
Meine vielgeliebten Söhne heißen: Herzenskälte, unreiner Traum, Befleckung. 
Meine vielgeliebten Töchter heißen: Trägheit, Geschwätzigkeit, Narrerechheit, Vorurteil, Prahlerei, Eitelkeit. 
Mich bekämpft man, mich überwindet man aber nicht. Das Gedenken der Vergänglichkeit verfolgt mich zwar, aber es gibt nichts im sterblichen Leben, das mich ganz vernichtet. Wer den Heiligen Geist hat, kämpft gegen mich und je-ner verhindert auf innigstes Anflehen hin eine gottlose Handlung. Diejenigen aber, die den himmlischen Tröster nicht verkostet haben, unterliegen meinen verführerischen Reizen. 
10.  Schlussgedanke: Wer die Laster überwand, schreitet auf offener Straße zum Glück der Mäßigung und zum Seelenfrieden.  

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