Dienstag, 10. Dezember 2013

Das Kreuz des Menschen - Altvater Paisios


                          
Frage: Altvater, das kleine Kreuz, das Sie mir gegeben haben, trage ich ständig und es  hilft mir in Schwierigkeiten.                   
Altvater Paisios:  Siehst du, solche kleinen Kreuze sind unsere Kreuze, wie diese, die wir uns um den Hals hängen und die uns im Leben schützen. Meinst Du etwa wir  hätten ein großes Kreuz zu tragen? Nur das Kreuz Christi  war sehr schwer,  denn  Christus hat aus Liebe zu uns Menschen Seine göttliche Kraft nicht für Sich benutzen wollen. Und er trägt die Schwere der Kreuze aller Menschen und erleichtert uns die  Qualen der Prüfungen dieses Lebens mit seiner göttlichen Hilfe und seinem süßen  Trost. Der gütige Gott hat für jeden Menschen ein Kreuz entsprechend seiner Kraft  vorgesehen, nicht, damit er sich quälen muss, sondern damit er durch das Kreuz in den Himmel gelangt: Denn im Grunde ist das Kreuz eine Leiter, die in den Himmel führt. Wenn wir verstehen würden, welchen Schatz wir durch das Leid der Prüfungen ansammeln, würden wir nicht stöhnen, sondern Gott lobpreisen, indem wir das kleine Kreuz tragen, das er uns geschenkt hat, so dass wir uns im hiesigen Leben freuen, und im anderen Leben dann die Rente und die Abfindung bekommen. Gott hat nämlich für uns dort oben im Himmel Grundstücke gesichert. Wenn wir aber fordern, dass er uns von einer Prüfung befreit,  gibt er diese Grundstücke anderen und wir verlieren sie. Aber, wenn wir geduldig sind, wird er uns auch Zinsen geben. Selig ist  der, der hier gequält wird, denn je mehr er sich in diesem Leben abmüht, desto mehr  wird ihm im anderen geholfen, da er die Sünden abbezahlt. Die Kreuze der Prüfungen sind wertvoller als die "Talente", die Gnadengaben, die uns Gott gibt. Selig ist der, der nicht nur ein Kreuz trägt sondern fünf. Eine Mühsal oder ein qualvoller Tod ist ein  Guthaben. Deswegen müssen wir, bezüglich jeder Schwierigkeit, sagen:   "Ich danke Dir, Gott, denn dies brauchte ich für meine Erlösung." Die Prüfungen helfen den Menschen, zur Vernunft zu kommen.                                                                                         
Frage:  Altvater,  ich höre von der Mühsal der meinigen.  Werden ihre Qualen je ein 
Ende haben?                                                         
Altvater Paisios: Habe Geduld, meine Schwester, und verliere nicht die Hoffnung in Gott. Was ich an allen Prüfungen, die die deinigen heimsuchen sehe, ist, dass   Gott euch liebt und dass diese Versuchungen der ganzen Familie eine  geistige Läuterung ermöglichen. Wenn wirdie Prüfungen Deiner Familie aus weltlicher Sicht analysieren, seid ihr unglücklich. Wenn wir sie jedoch auf geistlicher Ebene untersuchen, dann seid ihr   glücklich   und   im  anderen Leben  werden   all   diejenigen  neidisch   sein,   die   im hiesigen Leben  für glücklich gehalten werden.  Auf  diese Weise werden auch deine  Eltern  geschult,   die   mit   ihrer   herrschaftlichen   Lebensart,   das   geistliche   Leben  entweder nicht kennen oder nicht verstehen. Auf jeden Fall gibt es ein Geheimnis in den Versuchungen eures Hauses, aber auch anderer Häuser, obwohl so viel gebetet  wird! "Wer kennt die Urteile Gottes?" Gott soll euch beistehen und den Prüfungen ein Ende bereiten.
          
Frage:  Altvater,   können   die  Menschen nicht auf eine andere Art und  Weise   zu sich selbst finden, als durch Prüfungen?
Altvater Paisios: Bevor Gott es erlaubt, dass eine Prüfung kommt, hat er es im Guten versucht,  aber sie haben  ihn nicht verstanden,  deswegen hat er dann die Prüfung zugelassen. Seht, auch wenn ein Kind etwas Falsches macht, nimmt sich ihm anfangs  der Vater im Guten an, er erfüllt ihm die Wünsche, aber wenn es sich nicht  ändert,  dann wird er streng, damit es sich bessert. So verhält sich auch Gott manchmal, wenn jemand es  im Guten nicht versteht, schickt er  ihm eine Prüfung,  damit er zu sich  kommt.  Wenn   es   nicht ein   wenig   Schmerz   gäbe,   Krankheiten usw. würden  die  Menschen zu Bestien werden, sie würden sich Gott  überhaupt nicht nähern. Dieses  Leben  ist  unecht  und kurz; wenig  sind  seine  Jahre.  Und  zum Glück sind es  nur  wenige, da die Bitterkeiten schnell vorübergehen, die unsere Seelen wie bittere Pillen heilen werden. Siehst Du, die  Ärzte, geben den Menschen, obwohl diese Schmerzen  haben,  bittere Medizin,  denn mit dem Bitteren werden sie gesund,  nicht  mit dem  Süßen.  Ich  möchte   damit  sagen,   dass auch die Gesundheit aus der  Bitterkeit  entsteht  und die Erlösung der  Seele durch die Bitterkeit kommt. 
Mit Schmerz besucht uns Christus. Ein Mensch, der nicht von Prüfungen heimgesucht wird, der keine Schmerzen haben will, der "nicht leiden will, der nicht möchte, dass  man ihn aufregt oder ihn kritisiert, sondern es nur gut haben will, lebt nicht in der  Wirklichkeit. "Wir sind in Feuer und Wasser geraten. Aber Du hast unsherausgeführt und erquickt" (Ps 65, 12), sagt der Psalmist.
Siehst Du: Auch unsere Gottesmutter hat gelitten und unsere Heiligen haben gelitten, deswegen   müssen   auch   wir   leiden,   da   wir   ja   denselben  Weg   gehen,   mit   dem Unterschied, dass wir,  wenn wir uns  im Leben ein wenig abmühen müssen,  Rech­nungen abbezahlen und erlöst werden. Aber auch Christus ist mit Schmerzen in diese Welt gekommen. Er stieg vom Himmel herab, wurde Fleisch, ertrug Leiden, wurde gekreuzigt. Und so nimmt der Christ den Besuch Christi wahr: Mit dem Schmerz.Wenn der Schmerz den Menschen besucht, dann stattet Christus ihm einen Besuch  ab. Aber wenn der Mensch überhaupt keine Prüfung durchstehen muss, ist es als ob  Gott ihn verlassen hätte. Er zahlt nicht ab, spart aber auch nicht. Ich meine natürlich  jemanden, der die Leiden nicht haben will für die Liebe Christi. Er sagt dann: "Ich  habe meine Gesundheit, meinen Appetit, esse, verbringe eine schöne, ruhige Zeit" und er   sagt  nicht   ein  "Ehre   sei  Dir,  Gott".  Wenn er  wenigstens  diese Wohltätigkeiten  Gottes anerkennen würde, würde die Sache anders sein: "Dies alles ist meiner nicht  würdig, sollte er sagen, aber weil ich schwach bin, verwaltet Gott mich." Im Leben des Heiligen Ambrosius wird berichtet, dass der Heilige einst mit seinem Gefolge im Haus eines  Reichen   aufgenommen   wurde.   Der   Heilige   fragte   ihn   angesichts   solch  unschätzbaren Reichtums,   ob   er   jemals   eine  Trauer   erlebt  hätte.   "Nein, niemals,  antwortete   dieser.   Mein   Reichtum   vermehrt   sich   ständig,   meine  Felder   tragen  Früchte, ich verspüre weder Leid, noch habe ich jemals Krankheiten kennen gelernt."  Da kamen Ambrosius die Tränen und er sagte seinem Gefolge: "Bereitet die Wagen  vor, damit wir schnell wegkommen von hier, da dieser nie von Gott besucht wurde!" Und sobald sie auf  der  Straße waren,   fiel  das Haus  des Reichen zusammen!  Das  sorglose Leben, das er hatte, war das Verlassen Gottes. "Wen der Herr liebt, den weist er zurecht."

Frage: Altvater, warum leiden die Menschen heute so sehr?
Altvater Paisios: Wegen der Liebe Gottes! Du stehst als Nonne früh am Morgen auf, verrichtest  Deine Pflicht,  betest  Rosenkränze,  machst  Verbeugungen usw. Für  die einfachen Menschen (Laien) sind die Prüfungen, die sie erleben, ihr religiöser Kanon,  "damit sie geläutert werden". Sie tun ihnen mehr Gutes,  als das weltliche,  schöne Leben, das ihnen weder   hilft, Gott nahe zu kommen, noch himmlischen Lohn anzuhäufen. Deswegen müssen sie sie, als Geschenke Gottes akzeptieren. Der Gute Gott erzieht mit den Prüfungen seine Kinder,  wie ein guter Vater,,  aus Liebe,  aus göttlicher Gutmütigkeit und nicht aus Bösartigkeit oder aus weltlicher,  juristischer  Ge­rechtigkeit, weil er möchte, dass sie zu ihm zurückkehren. Weil er seine Geschöpfe retten will und sie sein himmlisches Königreich erben sollen, lässt  er  die Prüfungen (Demütigungen,  Leiden) zu, damit  der Mensch kämpft, sich abmüht und sich  im Leid  in Geduld  übt,  damit der Teufel ihm nicht sagen kann:  "Warum bezahlst du ihn oder warum rettest du ihn, wenn er sich nicht angestrengt  hat?" Gott ist nicht am hiesigen Leben interessiert, sondern an dem anderen. Erst sorgt er sich um unser anderes Leben und dann um dieses.

Frage: Warum aber,  Altvater,   legt Gott einigen Menschen viele Prüfungen auf und anderen keine? 
Altvater Paisios: Die Heilige Schrift sagt: "Wen der Herr liebt, den weist er zurecht".  Ein Vater hat z.B. acht Kinder. Die fünf bleiben zu Hause bei ihrem Vater, und die drei  gehen weit weg von zu Hause und denken nicht an  ihn.  Diejenigen, die zu Hause bleiben, zieht er am Ohr, wenn sie unartig sind, gibt ihnen auch mal eine Ohrfeige, oder,  wenn sie brav sind, streichelt er sie und gibt  ihnen mal  eine Schokolade.  So macht Gott das auch. Die Menschen, die ihm nahe sind und fromm sind, gibt er eine  kleine Ohrfeige, wenn sie ein bisschen vom rechten Weg abkommen und damit haben sie dann "abbezahlt" oder, wenn er ihnen mehrere Ohrfeigen gibt, legt Er es ihnen als eine Art Guthaben zurück. Denjenigen aber, die weit weg von ihm sind, gibt er Jahre, damit sie bereuen. Aus diesem Grund sehen wir einfache Menschen (Laien), die ernsthafte Sünden begehen  und unzählige Güter besitzen und viele Jahre leben, ohne auch nur einer Prüfung   unterzogen zu werden. Dies geschieht nach Gottes Heilsplan, damit sie bereuen. Wenn  sie nicht bereuen, werden sie Rechenschaft ablegen müssen im anderen Leben.

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