Dienstag, 10. Dezember 2013

Der Mensch – eine Ikone Gottes, Die Ikone – ein Abbild des vergöttlichten Menschen (Teil 2)


Die Ikone: ein Abbild des vergöttlichten Menschen
„Die der Ikone dargebrachte Verehrung geht auf den darin
Dargestellten über.“ (Hl. Basileios der Große)
Wenn der Mensch Abbild und lebendige Ikone Gottes ist, dann ist
die Ikone ihrerseits ein Fenster, durch das wir das Antlitz des
vergöttlichten und zur Gottähnlichkeit gelangten Menschen sehen und
letztlich Gott schauen. Jede Ikone ist ein Fenster, das auf eine andere
Wirklichkeit als sich selbst verweist. So wie ein Fenster erst dadurch
zum Fenster wird, dass es ein dahinter liegendes Lichtfeld zugänglich
macht, ebenso wird auch eine Ikone erst zur Ikone, wenn es uns zum
Heiligen oder zum Heilsereignis führt, die sie abbildet. Ein Fenster ohne
Verbindung zum Licht ist ein totes Ding bzw. eine schlichte
Glasscheibe. Ebenso bliebe eine Ikone ein bemaltes Holzstück oder gar
ein Götze, wenn sie uns nicht auf jemanden verweisen würde, wenn sie
uns nicht in Verbindung mit Jesus Christus und den Heiligen setzen
würde. Die Ikone wird zur Ikone in dem Maße, in dem sie mehr wird
als sie an sich ist und sich in himmlische Schau verwandelt. Sie kann
unmöglich für sich bleiben, denn dann wird sie zum bemalten Brett oder
Glas . Der heilige Basileios der Große hat bereits im 4. Jahrhundert die
Verbindung zwischen Ikone und ihrem Prototyp ausgezeichnet
formuliert: Die der Ikone dargebrachte Verehrung geht auf den darin
Dargestellten über . Wenn wir uns vor einer Ikone befinden, dann
sollten wir nicht die Ikone, sondern den darin abgebildeten Heiligen
sehen, mit ihm in Verbindung treten und seine geistliche Gegenwart
spüren. In unserem Bewusstsein sollte keine Darstellung, sondern die
dargestellte Person erscheinen. Um zu unserer Analogie zurück zu
kommen: Durch das Ikonenfenster sollten wir den von der Ikone
enthüllten Heiligen sehen. Der Ikonenmaler wird so für uns zu einem
Mysterienentdecker, der im künstlerischen Akt nicht schafft, sondern im
Grunde den Vorhang über einer objektiven Wirklichkeit lüftet, die er uns
entdeckt.
Die Ikone Christi
„Vor deinem allreinen Bilde fallen wir nieder, o Gütiger.“
Wenn Christus der Archetyp ist, nach dessen Abbild der Mensch
erschaffen wurde, und dieser somit die lebendige Ikone Christi ist, dann
liefert uns die gottmenschliche Person Christi auch den Prototyp jeder
Ikone. Es wurde bereits gezeigt, dass wir den unsichtbaren Gott
ikonisch nicht abbilden können. Doch wir können das, was uns
erschien, was wir erkannten, können Jesus Christus den Gottmenschen
darstellen. Es wurde gezeigt, dass das Antlitz unseres Herrn Jesus
Christus, des wahren Gottes und des wahren Menschen, in Bildern
dargestellt werden kann, und dass der Mensch nach dem Abbild Gottes
geschaffen ist. Ebenfalls wurde deutlich, dass sich im Menschen, der
sich auf dem Weg der Vervollkommnung befindet und Gott ähnlich
wird, etwas aus Gott spiegelt. Um nun zu verstehen, was die Ikone ist,
werden wir den Beschluss des Quinisextum aus dem Jahr 692
anführen:
In manchen Darstellungen findet man das Lamm, auf das der
Vorläufer deutet; dieses Lamm wurde als Gnadenurbild verstanden, das
durch Vermittlung des Gesetzes das wahre Lamm, Christus unseren
Gott, vorversinnbildlicht. Freilich verehren wir die Abbilder und
Schatten als Symbole und Bilder der Kirche, doch wir ziehen die Gnade
und die Wahrheit vor, indem wir diese Wahrheit als Erfüllung des
Gesetzes annehmen. Wir legen also fest, dass fortan das Vollkommene
allen durch Gemälde veranschaulicht werde, so dass anstatt des Lammes
des Alten Bundes jener gemäß seiner menschlichen Natur dargestellt
werde, der die Sünden der Welt getragen hat: Christus unser Gott. Auf
diese Weise verstehen wir den Lobpreis der Demut des Gott-Logos und
gedenken seines leiblichen Erdenwandels, seines Leidens und
heilbringenden Todes, und der hieraus entspringenden Erlösung, die er
der Welt geschenkt hat.
Dieser Kanon definiert die Verbindung zwischen Ikone und dem
Dogma der Menschwerdung als leibliches Leben Christi. Er besagt,
dass uns die Ikone das abbildhafte Antlitz Jesu Christi, des Mensch
gewordenen Gottes zeigt, der zu einer bestimmten Zeit gelebt hat. Der
Inhalt des Heiligenbildes kann sich jedoch nicht auf die bei weltlichen
Porträts übliche Darstellung des Herrn Jesus Christus als gewöhnlichen
Menschen beschränken, die uns lediglich an sein Leben, sein Leiden
und seinen Tod erinnern würde. Der Dargestellte unterscheidet sich hier
aber von den anderen Menschen. Er ist kein beliebiger Mensch, sondern
der Gott-Mensch. Auch wenn das gewöhnliche Bild eines Menschen
sein Leben zeigen kann, seine Herrlichkeit zeigt es uns nicht.
Demzufolge macht die schlichte Wiedergabe des historischen
Geschehens ein Bild noch nicht zur Ikone. Um es zu werden, muss ein
Bild uns mit den Mitteln der figürlichen Kunst zeigen, dass der
Abgebildete Christus unser Gott, das Lamm, das die Sünden der Welt
trägt, ist und die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln . In der Ikone
begegnet uns die Weitergabe eines wahrheitsgetreuen und konkreten
Bildes einer historischen Wirklichkeit, wodurch eine eschatologischgeistige
Wirklichkeit enthüllt wird. Die Bedeutung des 82. Kanons des
Quinisextum besteht in der Festschreibung kirchlicher Kunst als
Weitergabe historischer und göttlich offenbarter Wirklichkeit, die in
jenen Formen ausgedeutet wird, die der geistigen Erfahrung der Kirche
entsprechen . Die Ikone ist nicht das Bild der göttlichen Natur, sondern
das Bild einer Mensch gewordenen göttlichen Person sie tradiert die
Züge des Gottessohnes, der sichtbarer Mensch wurde, und somit mit
menschlichen Mitteln darstellbar .
Die schwierige Aufgabe der Ikonographie besteht demzufolge
darin, Christus als wahren Gott und wahren Menschen darzustellen.
Um also sowohl das Gott- als auch das Menschsein Jesu Christi
wiederzugeben, haben die Ikonenmaler auf mehrere Lösungen
zurückgegriffen. Eine davon ist der große Heiligenschein, der nur bei
der Person Christi ein Kreuz aus Strichen enthält. Im Rahmen der
Kreuzarme finden sich die Wörter ν, die Moses vor dem
brennenden Dornbusch als Offenbarung des Namens Gottes hörte: Ich
bin, der ich bin oder schlichtweg das Sein. Hinzu kommen die
Initialien des Namens des Erlösers ΙΣ ΧΣ als Abkürzung von Jesus
Christus. Die strengen aber schönen und oft golddurchwirkten
Ausschmückungen Christi sollen uns daran erinnern, dass er höher
steht als die Könige und Kaiser. Die benutzten Farben suggerieren
Göttlichkeit und Macht. Die Rechte Christi segnet, weil er in die Welt
kam, um zu erlösen und nicht zu befehlen . Meist formen seine Finger
die erwähnte Abkürzung seines Namens ΙΣ ΧΣ. In der Linken hält er
das heilige Evangelium und erinnert dadurch daran, dass wir ihn in
seinen eigenen Worten finden, die von Zeugen aufgeschrieben und von
der Kirche gehütet wurden.
Die Herrlichkeit der Gottheit ist zugleich auch die des Leibes, wie
der hl. Johannes Damaskenos sagt. Der ganze Leib Christi ist von
Göttlichkeit durchdrungen und verklärt. Beispielsweise sehen wir bei
der Betrachtung der Ikone der Taufe Jesu in seiner Nacktheit keinen
König, sondern einen zweiten Adam . Doch es handelt sich um den
Adam, auf den der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabsteigt und
den der Vater aus dem Himmel als seinen geliebten Sohn bezeugt . Es
handelt sich um den gehorsamen Sohn des Vaters, so wie ihn sich Gott
im ersten Adam gewünscht hat und wie auch wir berufen sind zu
werden.
So wie Christus sich mit dem Menschen vereinte, so ist dieser
gemäß den Kirchenvätern, angefangen mit Irenäus und Athanasios dem
Großen dazu berufen, sich mit Gott zu vereinen. In der Ikone Christi
besitzen wir ein Vorbild, zu dem wir alle, die wir Gott ähnlich werden
wollen, streben können. Wir können Christus nicht mehr leiblich sehen
und seine historische Gestalt kennenlernen, doch wir können ihn
erkennen, so wie ihn uns die Kirche ikonisch zeigt. Mittels der Ikone
lernen wir ihn kennen, reden mit ihm und bekommen die Kraft, uns
nach wachsender Ähnlichkeit mit ihm zu sehnen. Seine Ikone ist für uns
ein Fenster, durch das wir Christus sehen, eine Tür, durch die wir
Zugang zu ihm haben. Wenn wir dann vor seiner Ikone stehen, treten
wir unmittelbar vor ihn und in Gemeinschaft mit ihm.

Die Heiligenikonen
„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure
guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,17)
Ähnlich verhält es sich auch mit den Ikonen der Heiligen. Während
wir aber in der Christusikone das Mysterium der Einigung Gottes mit
dem Menschen in der Person des Sohnes Gottes schauen, betrachten
wir in den Heiligenikonen Menschen, die Gott ähnlich wurden bzw.
orthodox gesprochen vergöttlicht wurden, zu Geistträgern und
Göttern der Gnade nach wurden.
Die Kirchenväter des 7. Ökumenischen Konzils unterscheiden
feinsinnig zwischen Ikone und Porträt. Während das Porträt ein
gewöhnliches menschliches Wesen darstelle, bilde die Ikone einen mit
Gott vereinten Menschen ab und zeige die Teilnahme des Menschen am
göttlichen Leben an. Der Unterschied liegt demnach im Inhalt, der jene
für die Ikone spezifischen Ausdrucksformen schafft, die sie von jedem
anderen Bild abhebt. Die Ikone zeigt uns das Bild des verklärten
Menschen verklärt von der göttlichen Gnade, die in ihm wohnt, die
sündhaften Triebe bändigt und das ganze menschliche Wesen heiligt.
Auch wenn die Kirche bei der Darstellung Christi, der Heiligen
und der Heilsereignisse die historische Wirklichkeit mit großer
Genauigkeit wiederzugeben trachtet, um die unmittelbare und lebendige
Beziehung zur dargestellten Person zu ermöglichen, so wird der Körper
der Heiligen, d.h. ihr Fleisch, anders als das gewöhnliche und
vergängliche Fleisch dargestellt. Die Farben der Ikone geben die Farben
des menschlichen Körpers wieder, allerdings nicht seine natürliche
Fleischlichkeit, denn es geht hier um mehr als die Wiedergabe
physischer Schönheit. Die Schönheit der Ikone wird erreicht durch die
geistige Reinheit, die innere Schönheit aus dem Heiligen Geist bzw. die
vom Menschen erlangte Gottähnlichkeit. Die in der Ikone vorgeführte
Heiligkeit wird nicht vorausgesetzt, sondern ist unseren leiblichen
Augen sichtbar. Sie zeigt uns die Heiligung des Menschen als Tatsache,
die von Christus in der Verklärung offenbart und vom heiligen
Erzdiakon Stephanus als treuem Nachfolger und erstem Märtyrer
verwirklicht wurde. Die Ikone ist die ernste und unexaltierte
Überlieferung einer bestimmten geistigen Wirklichkeit. Ihr Sinn und
Sinnzweck ist das Aufzeigen der Erben der Unvergänglichkeit und
Söhne des himmlischen Königreiches, das diese bereits während ihres
irdischen Lebenslaufs vorabbilden. Dementsprechend bestehen
Sinnzweck und Wert einer Ikone nicht in ihrer objektiven Schönheit,
sondern im Dargestellten als Abbildung der Schönheit als
Gottähnlichkeit.
In den Viten der Heiligen begegnen wir oft Zeugnissen über ein
Licht, das ihre Antlitze von innen erleuchtete, so etwa den heiligen
Stephanus bei seinem Märtyrertod oder im Alten Testament Mose bei
seinem Herabsteigen vom Berg Sinai. Dabei leuchtete sein Gesicht so
stark, dass die Menge es nicht ertragen konnte und er es mit einem
Schleier verdecken musste . Die Ikone übersetzt dieses
Leuchtphänomen durch den Heiligenschein, wie wir es anhand der
Christusikone gesehen haben. Das auf den erhabenen Gesichtern der
Heiligen leuchtende und ihr Haupt umgebende Licht besitzt dabei eine
sphärische Form. Dies ist keine Allegorie, sondern zeigt uns
symbolisch eine konkrete Wirklichkeit, nämlich den inneren Zustand
des Menschen, dessen Antlitz stärker als die Sonne leuchtet .
Denselben inneren Zustand offenbaren die Kleider der Heiligen
nach außen. Die Kleidung ist, wie wir wissen, eine Fortsetzung des
Körpers nach außen. Aus künstlerischer Perspektive ist die Kleidung
eine Darstellungsform des Menschen. In diesem Sinn werden auch die
Gewänder der Heiligen so dargestellt, dass sie den Körper auf
natürlichste Weise umhüllen ohne den heiligenmäßigen Zustand zu
verbergen, sondern indem sie diesen hervorstreichen. Das Gewand
unterstreicht das Verhalten und Wirken des Menschen und wird
demnach zum Bild seines unverweslichen Lichtgewandes. Einerseits
drückt das Gewand eine historische Wirklichkeit aus, andererseits gibt
es die Herrlichkeit des Himmelreiches wieder.
Die Ikonenmaler sind somit berufen, eine Wirklichkeit
wiederzugeben, über die sie nicht frei verfügen können. Laut dem 7.
Ökumenischen Konzil ist der Künstler nur für die technische Seite der
Ikonenausführung zuständig, während deren Kanonizität, d.h. ihre
Organisation, ihr Aufbau und ihre Komposition von der Kirche
abhängen, die der fertigen Ikone die von ihr verkündete Wirklichkeit
zuerkennen muss. So könnte man sagen, dass der wahre Urheber der
Ikone die Kirche bzw. ihre Heiligen sind: zum einen die dargestellten
Heiligen und zum anderen die heiligen Ikonenmaler, die das Heilige
wahrnehmen und durch die gestalterischen Mittel des Ikonenhandwerks
wiedergeben können, denn ohne den Prototyp einer Ikone gesehen oder
gekannt zu haben könnten sie ihn auch nicht abbilden. Wem diese
Wirklichkeit fremd ist, der wird offensichtlich auch ein falsches Bild
davon liefern. Die Ikonenmaler sollten Zeugen sein bzw. mithilfe der
Farben ein Zeugnis abgeben, das nicht sich selbst oder seine hohe
Kunst bezeugt, sondern die Heiligen, die Zeugen des Herrn und
dadurch Gott selbst . Sowohl Ikonenmalerei als auch -verehrung haben
als letzten Gegenstand Gott, den wir durch die Heiligen verehren, die er
zu seinen Freunden gemacht hat.
Dies wird an der Ikone der Gottesmutter besonders deutlich. Sie ist
die erste und größte unter den Heiligen, wobei heilig hier einen
Menschen bezeichnet, der in Christus lebt und für den nichts wichtiger
ist als das Leben nach dem Willen Gottes . Die ihr verliehene
Auszeichnung Gottesgebärerin (Θεοτόκος) umfasst in den Augen
von Johannes Damaskenos, dem größten Ikonenverfechter, das gesamte
Mysterium der Menschwerdung. Da die Jungfrau Maria zum
Begenungsort von Himmel und Erde, Göttlichem und Menschlichem
geworden ist, wird in den orthodoxen Kirchen die Ikone der
Verkündigung auf die Königstüren gemalt. Diese sind der
Haupteingang zum Heiligsten, das wiederum gemäß dem kirchlicharchitektonischen
Symbolismus für das Himmelreich steht. Vor den
Königstüren empfängt jeder Getaufte den Leib und das Blut Christi. So
handeln wir bei der Eucharistie dann auch wie die Jungfrau Maria, die
in der Verkündigung Christus mit Leib und Seele in sich aufnahm .
Die Ikonen der Heiligen sind ein Zeugnis der Synergie zwischen
Gott und Mensch. In ihnen werden uns ebenso viele Wege Christus
ähnlich zu werden dargestellt wie die Zahl der Heiligen. Indem wir sie
verehren tun wir nichts anderes als Hausgenossen und Freunde Gottes
zu werden in einer Welt, die uns fassbare Vorbilder und Hilfestellungen
auf dem Weg zu unserem Heil bietet.
Zum Schluss ein Zeugnis
„Wundersam ist Gott in seinem Heiligtum.“ (Ps 68,36)
Ohne Ikonen wäre unsere geistige Welt viel zu arm. Arm deshalb,
weil die Ikonen unseren Herrn Jesus Christus, die Muttergottes und alle
Heiligen mitten unter uns gegenwärtig machen. In der Ikone erkennen
wir das liebende Antlitz Gottes und dass er uns nahe kam, einer von uns
und unser Bruder wurde. Gleichermaßen erkennen wir die
Gottessehnsucht der Heiligen, ihre Menschenliebe und ihren Kampf um
immer größere Gottähnlichkeit. Auch wenn niemand anwesend ist, sind
wir in einer mit Ikonen ausgemalten bzw. ausgeschmückten Kirche
nicht allein, sondern zusammen mit Gott und seinen Freunden, deren
Gegenwart uns die Ikonen vermittelt, mit denen wir im Gebet
Zwiesprache halten, vor denen wir niederknien und die wir küssen,
wenn wir uns ihrem Farbantlitz nähern.
Vor einigen Monaten wurde mir die große Freude zuteil, zum
ersten Mal das orthodoxe Kloster von Maldon (bei London) zu
besuchen, dessen Kirche als erste den heiligen Siluan vom Athos zum
Patron hat. Dieser war russischer Herkunft und lebte zwischen
1892-1938 auf dem Athos. Sein Mönchsleben war geprägt von
vollkommenem Gehorsam und vollkommener Demut, so dass sein
inneres Seelenleben den meisten Mitbrüdern in seinem Kloster
Panteleimon verborgen blieb. Nach dem Tod erwies er sich dann aber
durch seine Aufforderung, alle Menschen zu lieben und für alle Völker
zu beten, als prophetischer Heiliger unserer Tage. Nach Anerkennung
seiner Heiligkeit und inneren Größe gelangte er bereits 1987 in die
Reihe der Heiligen, so dass die Kirche von Maldon unter seinen Schutz
gestellt werden konnte. Als Folge davon befindet sich in der Ikonostase
der Hauptkirche des Klosters seine Ikone neben der Christusikone.
Als ich zum ersten Mal die Ikone des heiligen Siluan neben der
Ikone unseres Herrn Jesus Christus sah, fiel ein Nebelschleier von den
Augen meines Verstandes. Der vor 80 Jahren verstorbene Siluan wurde
durch seine Lebensweise zu einem Sohn des Himmelreiches, zum
Hausgenossen und Freund Jesu, mit dem er in der ewigen Herrlichkeit
Gottes lebt. Die neben die Christusikone gestellte Ikone des Heiligen
gibt dafür Zeugnis ab und ist ein Ruf zu derselben Herrlichkeit und eine
Ermunterung, diese zu erlangen.
Mögen wir auf solche Weise leben, dass wir uns mehr und mehr in
wahrhafte Abbilder Gottes verwandeln mögen wir mehr und mehr zu
Ikonen werden!
+ Bischof Sofian von Kronstadt

München, den 13. Juni 2008

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